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Erwartungen an den Schlichter: Mit welcher Einstellung Mediation gelingen kann

Thomas Lorenzen hat als Mediator einiges erlebt. In seiner Rolle als Vermittler und Begleiter bei den „Leuchtturm-Konflikten“ sind die Fetzen geflogen, ehrliche Worte gesagt worden und vor Erleichterung Tränen geflossen. Bei seinen zahlreichen Einsätzen als Mediator hat Thomas die Erfahrung gemacht, dass die Erwartungen an den Mediationsprozess und die Rollenverständnisse der Teilnehmer:innen für den Erfolg eine wichtige Rolle spielen. Wie alle Teilnehmer:innen das Mediationsverfahren konstruktiv unterstützen können, lesen Sie hier.

Mediation: Zweck und sinnvolle Einsatzbereiche

Wenn Kolleg:innen, verschiedene Abteilungen oder Projektteilnehmer:innen so sehr aneinandergeraten, dass sie kaum noch zusammenarbeiten können, deutet das meist auf einen tieferliegenden Konflikt in der Organisation hin. Manchmal eskalieren solche Auseinandersetzungen auch derart, dass kaum noch miteinander geredet wird. Hier bietet sich Mediation an. Die Konfliktparteien nehmen als sogenannte Medianten an ihr teil. Ein Mediator wird als dritte, allparteiliche Person hinzugezogen. Seine Aufgabe ist es, zu moderieren, zu vermitteln, Verständnis zu wecken und bei der gemeinsamen Lösungsfindung zu unterstützen. Eigene Entscheidungen trifft ein Mediator nicht. Vielmehr begleitet er die Beteiligten bei der Suche nach der individuell richtigen Lösung für ihren Konflikt. Die Medianten tragen also eine Mitverantwortung für die Schlichtung des Streites. Selbstverständlich setzt ein Mediationsverfahren die engagierte und konstruktive Teilnahme der Betroffenen voraus. Aber auch das Verständnis für die Rolle der Medianten und des Mediators sollte von Vornherein geklärt sein.

Der Mediator als Richter?

„Manchmal wünschen sich Parteien“, so der zertifizierte Mediator Thomas Lorenzen, „dass ich mich mit ihnen verbünde. Ich habe erlebt, dass manche Beteiligten in die Mediation gegangen sind mit der Erwartung, dass ich der anderen Partei mal so richtig die Meinung sage. Dieser Wunsch bewegt sich im Verborgenem, ist nicht sichtbar und er beeinflusst aber den Mediationsprozess.“ Doch so funktioniert Mediation nicht. „Ich stehe weder auf der einen noch auf der anderen Seite, auch wenn ich für die Personen, die mir gegenübersitzt, Sympathie aufbringe. Ich nehme auch nicht zu inhaltlichen Themen Stellung“, erklärt ThomasLorenzen. Das zu Beginn eines Mediationsprozesses zu erklären, sei manchmal nicht genug. „Es ist schon vorgekommen, dass ich zwischen die Fronten geraten bin, weil sich beide Seiten gewünscht haben, dass ich ihre Partei ergreife. Lässt sich das im Verlauf nicht behutsam lösen, so kann eine Mediation auch mal scheitern und wir wundern uns im ersten Moment über den Abbruch des Prozesses.“, erzählt Thomas von seinen Erfahrungen.

Er hebt die Mitverantwortung der Konfliktparteien an der Entwicklung einer Lösung hervor. Dazu gehöre es auch anzuerkennen, dass man selbst Teil der Auseinandersetzung – und auch der Lösung – ist und die eigenen Handlungen, Worte und Haltungen zu der Situation beigetragen haben – genau wie die der anderen Seite. Dabei gehe es nicht um Schuld, sondern um das Verantwortungsbewusstsein, dass die vom Konflikt Betroffenen nur selbst wieder aus ihm herausfinden können. Ein Mediator kann diese Aufgabe nicht für die Medianden übernehmen. Er unterstützt eher kompetent und tatkräftig dabei.

Voraussetzungen für erfolgreiche Mediation

Wenn Mediation also gelingen soll, muss ein Fachmann oder eine Fachfrau her. Doch auch von den Teilnehmenden wird einiges erwartet:

  • Sie übernehmen Mitverantwortung für den Konflikt und seine Lösung
  • Sie sind dem Mediationsprozess gegenüber offen
  • Sie akzeptieren die Rolle des Mediators oder der Mediatorin als Gestalter, Begleiterin und Unterstützer
  • Sie lassen sich darauf ein, andere Meinungen, Vorschläge und Rückmeldungen anzuhören
  • Sie tragen selbst auf respektvolle Art und Weise mit ihren Gedanken, Perspektiven und Ideen bei
  • Sie dürfen dem Mediator oder der Mediatorin gern Feedback geben, aber keine Parteilichkeit verlangen

Auch wer 100-prozentig davon überzeugt ist, im Recht zu sein, kann in einer Konfliktsituation nur dann weiterkommen, wenn er sich den Haltungen anderer öffnet. Kompetente Mediator:innen wissen, wie sie mit Verletzung, Wut und Frustrationen behutsam umgehen können. Verlassen Sie sich darauf und lassen Sie sich auf den konstruktiven Weg der Mediation ein.

Für ein persönliches Gespräch über Möglichkeiten der Mediation stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Weil sich Erleicherung einfach gut anfühlt!