
Hallo und herzlich willkommen auf unserer Reise durch die Tiefen der Philosophie und Psychologie! In unserem neuesten Podcast haben wir, Thomas Lorenzen und Thomas Wehrs, uns mit einer der berühmtesten Aussagen der Philosophiegeschichte auseinandergesetzt: René Descartes‘ „Ich denke, also bin ich“. Doch was, wenn dieses „Ich“, von dem wir glauben, dass es denkt, gar nicht existiert? Kann dieser grundlegende Glaubenssatz uns daran hindern, die wahre Natur unseres Seins zu erkennen?
Das Ich und seine Kritiker
Descartes suchte nach einem unerschütterlichen Fundament des Wissens. Durch methodischen Zweifel kam er zu dem Schluss, dass er an allem zweifeln könne – außer daran, dass er zweifelt. Dieser Zweifel setzt Denken voraus, und Denken erfordert einen Denker. Doch ist dieser Schluss wirklich so zwingend?
Philosophen wie David Hume argumentierten, dass das Selbst nichts weiter als ein Bündel von Wahrnehmungen ist, die ständig im Fluss sind. Wenn wir in uns hineinschauen, finden wir kein konstantes Selbst, sondern nur flüchtige Eindrücke und Empfindungen. Auch östliche Philosophien wie der Buddhismus lehren das Konzept des „Anatta“ – das Nicht-Selbst. Die Vorstellung eines festen, unveränderlichen Selbst ist demnach eine Illusion, die Leid verursacht.
Neurowissenschaftliche Perspektiven
Die Neurowissenschaften unterstützen diese Sichtweise teilweise. Studien zeigen, dass unser Gefühl des Selbst durch komplexe neuronale Netzwerke erzeugt wird. Es gibt keine einzelne Hirnregion, die für das „Ich“ verantwortlich ist. Fälle wie das Capgras-Syndrom, bei dem Betroffene glauben, ihre Angehörigen seien durch Doppelgänger ersetzt worden, verdeutlichen, wie veränderbar unser Selbst- und Weltbild ist. Unser Gehirn konstruiert die Realität, die wir erleben.
Transaktionsanalyse und Glaubenssätze
Als Berater und Coaches nutzen wir die Transaktionsanalyse, um diese Konzepte praktisch anzuwenden. Eric Berne teilte das menschliche Bewusstsein in drei Ich-Zustände auf: Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kind-Ich. Jeder dieser Zustände beeinflusst, wie wir denken, fühlen und handeln.
Der Glaubenssatz „Ich denke, also bin ich“ könnte aus dem Eltern-Ich stammen – eine internalisierte Botschaft, die wir übernommen haben, ohne sie zu hinterfragen. Das Erwachsenen-Ich hat jedoch die Fähigkeit, diesen Glaubenssatz kritisch zu prüfen und zu entscheiden, ob er uns heute noch dient. Das Kind-Ich könnte darunter leiden, wenn wir uns zu sehr auf das Denken konzentrieren und emotionale Aspekte vernachlässigen.
Die Bedeutung von Beziehungen
Die relationale Transaktionsanalyse betont, dass das Selbst nicht isoliert existiert, sondern in Beziehungen zu anderen entsteht. Unser Denken und Sein stehen immer in einem relationalen Kontext. Glaubenssätze werden innerhalb von Beziehungen geformt und können auch dort verändert werden. Indem wir die Illusion eines autonomen Selbst hinterfragen, können wir ein tieferes Verständnis für unsere Verbundenheit mit anderen entwickeln.
Praktische Anwendungen und persönliche Entwicklung
Was bedeutet das alles für uns im Alltag? Indem wir unsere Glaubenssätze hinterfragen, öffnen wir uns für neue Perspektiven und persönliches Wachstum. Meditation und Achtsamkeit können dabei helfen, das konstruierte Selbst zu erkennen und bewusster zu leben. In unserer Arbeit unterstützen wir Menschen dabei, bewusster, kreativer, neugieriger und flexibler zu agieren. So kann ein ausgewogeneres Selbstbild entwickelt und das integrierende Erwachsenen-Ich weiter gestärkt werden.
Schlussgedanken
Die Reise zu uns selbst ist eine der spannendsten, die wir unternehmen können. Indem wir alte Überzeugungen hinterfragen und offen für Veränderungen sind, können wir ein erfüllteres Leben führen und bessere Beziehungen aufbauen.
Wir laden Sie herzlich ein, unseren Podcast zu diesem Thema anzuhören und Ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen mit uns zu teilen. Haben Sie Fragen, Anmerkungen oder Themenvorschläge? Schreiben Sie uns gerne!
Über uns
Thomas Lorenzen und Thomas Wehrs sind erfahrene Berater und Coaches, die Menschen und Unternehmen dabei unterstützen, den permanenten Wandel selbstbestimmt und nachhaltig zu gestalten. Auf Mediation im Norden finden Sie weitere Informationen zu unseren Angeboten.
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